Uneigentliche Integrale
Integration über unbeschränkte Intervalle oder mit Polstellen.
Uneigentliche Integrale
Integration über unendliche Intervalle oder an Polstellen
Unendliche Grenzen
Integration bis ∞: Grenzwertbildung mit ∫ₐ^∞ f(x) dx = lim(b→∞) ∫ₐᵇ f(x) dx
Konvergenz oder Divergenz
Das Integral konvergiert (endlicher Wert) oder divergiert (∞)
Polstellen beachten
Auch Definitionslücken im Intervall erfordern uneigentliche Integrale
Definition
Ein uneigentliches Integral liegt vor, wenn mindestens eine der folgenden Bedingungen erfüllt ist:
Typ I: Unendliche Grenzen
Mindestens eine Integrationsgrenze ist ±∞
Typ II: Polstellen
Der Integrand hat eine Definitionslücke (Polstelle) im Intervall
Allgemeine Vorgehensweise:
Uneigentliche Integrale werden durch Grenzwertbildung berechnet:
- 1. Ersetze die kritische Grenze durch eine Variable (z.B. b oder c)
- 2. Berechne das bestimmte Integral mit dieser Variable
- 3. Bilde den Grenzwert für b → ∞ (oder c → a bei Polstellen)
Wichtig:
Ein uneigentliches Integral konvergiert, wenn der Grenzwert existiert und endlich ist. Es divergiert, wenn der Grenzwert ±∞ oder nicht existent ist.
Typ I: Unendliche Integrationsgrenzen
Bei Integralen mit unendlichen Grenzen wird die Grenze durch eine Variable ersetzt und anschließend der Grenzwert gebildet.
Fall 1: Obere Grenze unendlich
Schritt 1: Berechne F(b) - F(a) mit Stammfunktion F
Schritt 2: Bilde limb→∞ [F(b) - F(a)]
✓ Konvergiert, wenn Grenzwert endlich ist
✗ Divergiert, wenn Grenzwert ±∞ ist
Fall 2: Untere Grenze unendlich
Schritt 1: Berechne F(b) - F(a) mit Stammfunktion F
Schritt 2: Bilde lima→-∞ [F(b) - F(a)]
Fall 3: Beide Grenzen unendlich
Wichtig: Integral muss in zwei Teile zerlegt werden (z.B. bei c = 0)
Konvergenz: Nur wenn BEIDE Teilintegrale konvergieren
⚠️ Wenn eines divergiert, divergiert das gesamte Integral!
⚡Merkhilfe: Konvergenzverhalten
- • ∫₁^∞ 1/xⁿ dx konvergiert für n > 1 (z.B. 1/x² ✓)
- • ∫₁^∞ 1/x dx divergiert (logarithmisch)
- • ∫₁^∞ e⁻ˣ dx konvergiert (exponentielle Abklingung)
- • ∫₁^∞ 1/√x dx divergiert (zu langsames Abklingen)
Typ II: Integrale mit Polstellen
Wenn der Integrand f(x) an einer Stelle im Integrationsintervall nicht definiert ist (Polstelle), muss das Integral als Grenzwert betrachtet werden.
Fall 1: Polstelle am linken Rand
Die Polstelle liegt bei x = a. Wir nähern uns von rechts (c → a⁺).
Fall 2: Polstelle am rechten Rand
Die Polstelle liegt bei x = b. Wir nähern uns von links (c → b⁻).
Fall 3: Polstelle im Inneren
Die Polstelle liegt bei x = p mit a < p < b.
Vorgehen: Zerlege das Integral an der Polstelle!
∫ap = limc→p⁻ ∫ac (von links)
∫pb = limc→p⁺ ∫cb (von rechts)
🔍Polstellen erkennen
Nenner = 0
1/x hat Polstelle bei x = 0
ln(x) bei x = 0
Logarithmus divergiert für x → 0⁺
tan(x) bei π/2
Tangente hat Polstellen
Wurzel bei 0
1/√x hat Polstelle bei x = 0
Systematisches Vorgehen
So berechnest du uneigentliche Integrale Schritt für Schritt:
Problem identifizieren
Typ I: Ist eine Integrationsgrenze ±∞?
Typ II: Hat f(x) eine Definitionslücke (Polstelle) im Intervall [a, b]?
Grenzwert aufstellen
Ersetze die kritische Grenze durch eine Variable:
• Bei ∞: Verwende Variable b (oder a bei -∞)
• Bei Polstelle: Verwende Variable c, die sich der Polstelle nähert
Stammfunktion bestimmen
Finde die Stammfunktion F(x) von f(x) mit den üblichen Integrationsregeln.
Bestimmtes Integral berechnen
Berechne [F(x)]ab = F(b) - F(a), wobei b (oder a bzw. c) noch eine Variable ist.
Grenzwert berechnen
Bilde den Grenzwert limb→∞ [F(b) - F(a)] (oder entsprechend bei anderen Fällen).
Konvergenz prüfen
Konvergiert: Grenzwert ist eine endliche Zahl
Divergiert: Grenzwert ist ±∞ oder existiert nicht
📝Merkhilfe
Typischer Ablauf:
Problem erkennen → Grenzwert aufschreiben → F(x) finden → F(b) - F(a) → lim bilden → Konvergenz prüfen